Die Auswertung der KIKO 2017 ist da!

KIKO – Kinderkonferenz 2017 – Ergebnisbericht

[Hier auch als PDF-Dokument -> Ergebnisbericht_KIKO17]

Am 20. Januar 2017 fand im Haus der Jugend die KIKO 2017 – Kinderkonferenz Bremerhaven statt. Die KIKO wurde von vielen engagierten Personen aus Bremerhaven organisiert und von vielen Einrichtungen, wie dem Klimahaus oder den Fischtown Pinguins mit kleinen Spenden unterstützt (gesamte Liste: siehe unten).

Bei der KIKO bekamen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren, die Möglichkeit alles zu äußern und sagen, was sie in Bremerhaven verändern möchten. Es entstanden mehrere Plakate mit  Träumen und Wünschen der Kinder (siehe tabellarische Ergebnisübersicht). Diese wurden schließlich in der Volkshochschule und der Stadtbibliothek ausgestellt, so dass möglichst viele Erwachsene einen Blick auf die Ergebnisse werfen. Zu diesem Ziel trug auch Radio Bremen bei, die mit einer Bremen Vier Reporterin bei der KIKO anwesend waren, um in einem ZEBRA VIER Beitrag von der KIKO zu berichten.

Damit die Ergebnisse aber auch nicht einfach nur einmal „angestarrt“ oder „angehört“ wurden, sondern damit einige Wünsche der Kinder auch in die Realität umgesetzt werden können, trifft sich die Gruppe der Organisator*innen weiterhin. Ziel ist die direkte Umsetzung einiger Wünsche mit Hilfe von Spenden. Zu den Zielen gehört aber auch, den Kindern eine politische Stimme zu verleihen und bei Gremien, wie dem Jugendhilfeausschuss, die Anliegen der Kinder vorzustellen und in konkreten Gesprächen mit Politik und Behörde auch längerfristige Wünsche auf die politische Agenda zu setzen.

Die aus unserer Sicht wichtigsten Ergebnisse und deren Implikationen sollen im Folgenden dargestellt werden. Sie sind das Resultat längerer Diskussionen innerhalb des KIKO-Teams.

 

Freibäder | Schwimmen

Im Themenfeld „Freizeit“ zeigt sich, dass sich nahezu alle Kinder(gruppen) mehr Freibäder für die Stadt Bremerhaven wünschen. Dieses Anliegen taucht auch in den Kategorien „Sport“, „Zukunft“, sowie unter „Schule“ auf. Im Kontext der letzteren wünschen sich die Kinder vor allem mehr Schwimmunterricht. Mehrmals findet sich außerdem der Wunsch nach kostenlosem Schwimmunterricht wieder. Daraus lässt sich aus unserer Sicht schließen, dass die Kinder (vor allem aus Lehe und Leherheide) ein erhöhtes Bedürfnis nach bezahlbaren Freibädern in ihrer direkten Umgebung haben. Es scheint so, dass die Kinder entweder kein Freibad in ihrer Umgebung haben oder sie sich den Eintritt oder die Fahrt dorthin schlichtweg nicht leisten können.

Politisch sehen wir daher großen Nachholbedarf. Anstatt nun auch noch das letzte verbliebene Freibad in Grünhöfe zu schließen, gibt es unter den Kindern einen Bedarf nach mehr Freibädern. Auf keinen Fall darf aus unserer Sicht das Freibad in Grünhöfe geschlossen werden. Der Wunsch nach Freibädern muss ernstgenommen werden.

Jugend- und Schulamt, aber auch die Politik müssen sich hier über Konzepte Gedanken machen, die den Kindern sowohl die Fahrt, als auch das Ticket möglichst günstig ermöglicht. Denkbar sind hier verschiedene Modelle:

z.B. eine Saisonkarte inklusive kostenlosen Busfahrten, Berücksichtigung von Busfahrkarten und Freibadeintritt in der Bremerhaven-Karte oder direkt kostenloser Eintritt für alle Kinder unter 16. Man muss hierbei bedenken, dass sich viele Kinder nicht einmal eine Saisonkarte leisten können und auch nicht in Besitz einer Busfahrkarte sind. Auch sollte das Badeverbot an lokalen Seen neu hinterfragt werden.

 

Fahrräder und Fahrradwege

Im Themenfeld „Freizeit“ gaben die Kinder auch auffällig oft den Wunsch nach eigenen Fahrrädern an. Daraus schließen wir, dass viele Kinder (besonders in Lehe und Leherheide) kein eigenes Fahrrad besitzen. Dies stellt vor allem dann ein Problem dar, wenn sich Kinder weder eine Busfahrkarte, noch ein Fahrrad leisten können. Für diese Kinder ist es kaum möglich, ihrem Wunsch eines Freibadbesuches nachzukommen.

Um dem Bedürfnis nach mehr Fahrrädern und Freibädern nachzukommen, können wir uns als Organisator*innen vorstellen, gemeinsam mit einem lokalen Zweirradgeschäft und einer finanziellen Förderung (z.B. durch Stiftungen), „KIKO-Fahrräder“ für verschiedene Kinder- und Jugendeinrichtungen anzuschaffen, die dort von den Kindern ausgeliehen werden können. Denkbar wäre also, dass in weiteren Einrichtungen (z.B. Familienzentren, Haus der Jugend, Pausenhof Lehe etc.) Fahrräder untergebracht werden, die dort von den Kindern für Tagesausflüge und andere Vorhaben, wie einen Freibadbesuch, ausgeliehen werden können.

Damit kommen wir dem Wunsch natürlich nur eines kleines Stück entgegen, so dass sich auch die Politik Gedanken über weitere Konzepte und Lösungen machen muss. Auch hier muss man natürlich bedenken, dass ausleihbare Fahrräder für kein Kind ein „eigenes“ Fahrrad ersetzen können.

Neben dem Wunsch nach eigenen Rädern, äußerten auch mehrere Kinder den Wunsch nach mehr Fahrradwegen. Unabhängig davon, ob es in Bremerhaven bereits ausreichend Fahrradwege gibt, stellen auch wir fest, dass einige Fahrradwege nicht sicher für Kinder sind. Daher müssen sich Politik und zuständige Personen Gedanken über kinderfreundlichere Radwege machen und eventuell mit einer Prüfung des Radwegsystems in Bremerhaven beginnen. Beispielsweise könnte der existierende „Runde Tisch“, der sich sowieso schon mit dem Thema befasst, noch einmal eine Prüfung vornehmen. Das KIKO-Team steht hier gerne für einen konstruktiven Austausch zur Verfügung.

 

Freizeitflächen

Im Themenbereich „Freizeit“ findet sich auch der Wunsch nach „mehr Freizeitpark in Bremerhaven“ und „Spielplätze im Sommer mit Wasser“ wieder. Dahinter verbirgt sich der konkrete Wunsch nach weiteren Spielplätzen nach dem Leherheider Vorbild und vor allem die Öffnung von Freizeiteinrichtungen am Wochenende.

Aus unserer Sicht muss sich die Stadt Bremerhaven hier Gedanken über ein neues Modell der Öffnungszeiten machen, so dass die Kinder auch am Wochenende Zugang zu Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen haben und deren Angebote nutzen können. Die meisten Einrichtungen haben von Montag bis Freitag geöffnet, was auch sinnvoll ist. Viel wichtiger ist aus unserer Sicht jedoch die Überbrückung der Freizeit von Freitag bis Sonntag, da viele Kinder (vor allem in Lehe und Leherheide) hier erfahrungsgemäß „durchhängen“ und dazu verleitet werden, ihre Zeit nicht gerade sinnvoll zu nutzen.

Hier sehen wir die Einrichtungen, die Politik und das Jugendamt in der Pflicht, sich ernsthaft Gedanken über ein besseres Modell zu machen. Denkbar wäre z.B. ein Modellversuch in einer Einrichtung und die Prüfung der Teilnahmezahlen, so dass überprüft werden kann, ob unsere Einschätzung zu trifft und die meisten Kinder wirklich am Wochenende Freizeitangebote benötigen und nutzen.

 

Vereine | Sport | Musik

Viele Kinder äußerten in den Kategorien Sport, Schule und Freizeit den Wunsch nach günstigeren Mitgliedschaften in verschiedenen Vereinen und Einrichtungen. So lesen wir aus dem häufigen Wunsch nach „Gitarre“, „Klavierunterricht“ und „Fußballverein“ ab, dass es für viele Kinder nicht möglich ist, in Bremerhavener Vereinen Mitglied zu werden. Trotz existierender Angebote für sozial benachteiligte Familien in den Vereinen, ist es für viele Familien und Kinder noch undenkbar, in einem Verein Mitglied zu sein. Dasselbe gilt natürlich für Musikunterricht, den sich viele Kinder schlichtweg nicht leisten können. An dieser Stelle braucht es politische Initiativen für einfachere Modelle, die den bürokratischen Aufwand für Vereine und Familien mildern, da auch Teilhabegutscheine für viele Familien mit zu hohem Aufwand verbunden sind, worunter am Ende Kinder und Vereine leiden.

Hier lässt sich aus unserer persönlichen Erfahrung sagen, dass es bei manchen Kindern an den grundlegendsten Dingen scheitert. So können manche Kinder nicht an ihren geplanten Sportveranstaltungen teilnehmen, weil ihnen das Geld für die Busfahrtkarte fehlt. An dieser Stelle verweisen wir wiederrum auf den Abschnitt Freibäder und Fahrräder, wo wir näher auf das Mobilitätsproblem eingegangen sind.

Wir schließen aus dem Wunsch nach mehr Sportmöglichkeiten aber auch, dass der Sport- und Schwimmunterricht in Schulen stärker gefördert werden muss. Außerdem sehen wir hier die bestehenden Freizeiteinrichtungen in der Pflicht, da sie es sind, die für mehr solcher Angebote sorgen können. Dies setzt wiederrum eine dauerhafte, sichere und auskömmliche Finanzierung der Jugend- und Kindereinrichtungen voraus.

 

Sonstiges

Die genannten Wünsche geben aus unserer Sicht die zentralen Wünsche und Bedürfnisse der Kinder wieder, die vor allem aus Lehe und Leherheide stammen. Die KIKO ist selbstverständlich nicht repräsentativ und entspricht auch keinen wissenschaftlichen Standards. Dennoch geben die Ergebnisse einen kleinen Einblick in die Lebensrealität der Bremerhavener Kinder.

Wir haben hier bei weitem nicht alle Wünsche aufgeführt. Die vollständige Tabelle hängen wir diesem Dokument mit an. Es sollen dennoch noch einige weitere Anliegen aufgeführt werden, die wir aktuell für elementar halten.

  • Die Kinder wünschen sich „Mehr Lehrer“. Davon möchten sie vor allem jüngere und bessere Lehrer*innen. Dieser Wunsch entspricht den Forderungen der Gewerkschaften, die seit längerem die dramatische Situation an Schulen in Bremen und Bremerhaven beschreiben.
  • Die Kinder wollen „Schulzoo“ und wünschen sich die Erlaubnis, einen Hund an der Schule halten zu dürfen. An der Heinrich-Heine-Schule ist das bereits Realität. Vielleicht lässt sich dies auch auf andere Schule anwenden. Das Schulamt könnte hier über die Ausweitung dieses Konzeptes auf andere Schulen nachdenken.
  • Die meisten Kinder wünschen sich „Bunte Vielfalt“, „Freundlichkeit“, „kein Stress“ und dass ihre Familien „immer zusammenbleiben“. Hier zeigt sich, dass es für Kinder in Regel keine Rolle spielt, aus welchem Land ein anderes Kind kommt. Kinder sind sich der Vorteile von Vielfalt und der Situation vieler junger Geflüchteter bewusst. Vor allem geflüchtete Kinder äußern außerdem vermehrt den Wunsch danach, dass ihre Familie zusammenbleibt. Daraus leiten wir auch eine Kritik an der bestehenden Situation von Geflüchteten ab, die häufig mit Ungewissheit und Unsicherheit leben müssen und jederzeit getrennt oder abgeschoben werden könnten. Die Gesetzesverschärfungen der letzten Jahre im Asylrecht und der Familienzusammenführung haben definitiv zu Verschlechterungen und zunehmender Verunsicherung geführt.
  • Auch der Wunsch nach kostenlosen Sportveranstaltungen und mehr Konzerten tauchte immer wieder auf. Hier könnte man in Zusammenarbeit mit Vereinen, wie den Fischtown Pinguins oder den Eisbären über mehr Aktionen nachdenken, über die Kinder vergünstigten oder gar kostenlosen Eintritt zu Spielen erhalten. Dazu wird das KIKO-Team in Kontakt mit den Vereinen treten.
  • Der Wunsch, dass Justin Bieber und Mark Forster nach Bremerhaven kommen, zeigt uns, dass es in Bremerhaven tatsächlich zu wenige attraktive Musikveranstaltungen für junge Menschen gibt und Bremerhaven möglicherweise auch nicht attraktiv für sogenannte „Stars“ ist. Hier können wir nur hoffen, dass der Ruf der Kinder von den Verantwortlichen gehört wird und alles darangesetzt wird, dass auch für junge Menschen mehr attraktive Kulturangebote geschaffen werden. Das KIKO-Team versucht seinen Beitrag dadurch beizusteuern, dass es zusammen mit Kindern eine Einladung an Mark Forster formuliert. – Mal sehn ob’s klappt =D

 

Organisator*innen sind:

* Herbert Winter (BRVS.de)
* Susanne Dickmann (EmK Friedenskirche Bremerhaven)
* Ulrike Weichert (Familienzentrum Mitte)
* Renate Prasse (Leher Pausenhof / Bürgerverein Lehe)
* Patrice Hannig (Die Falken)
* Ilka Eggemann (PTE)

Unterstützer*innen sind:
* Bürgerverein Lehe e.V.
* Fahrdienst Lorenz
* Griechische Spezialitäten – Olympisches Feuer
* Jugendwerk der AWO Bremerhaven
* SJD – Die Falken Bremerhaven
* Mesaros Getränkepartner

* Rückenwind für Leher Kinder

 

 

 

 

 

 

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