Heute hat unser Jugendbildungsreferent die drei Schülerinnen Nele, Annika und Johanna von der Geschwister Scholl Schule beim Tag der Stadtgeschichte in Bremerhaven begleitet. Ca. 50 Gruppen der Scholl Schule haben heute an verschiedenen Orten in Bremerhaven mahnend an die Opfer und die Geschichte des Nationalsozialismus erinnert.
Hier auf dem Bild präsentieren die Schülerinnen die Geschichte des verfolgten Homosexuellen Karl Gorath. Viele Passant*innen und Schüler*innen lauschten aufmerksam der Präsentation und nahmen am Ende an einer Umfrage teil.
Karl Gorath (1912 – 2003)
Karl Gorath war ein Opfer der Homosexuellen-Verfolgung im Nationalsozialismus, aber auch in der Zeit danach. Dank seiner Ausbildung als Krankenpfleger überlebte er mehrere KZ’s, darunter auch die Vernichtungshölle in Auschwitz. Da seine Kompetenz als Krankenpfleger von den Nazis genutzt werden konnte, wurde er nicht wie viele Andere in Auschwitz erschossen oder vergast. Karl Gorath verbrachte fast seine gesamte Zeit in Zuchthäusern, Zwangsarbeitslagern und Gefängnissen. Doch das war noch nicht alles. Der entscheidende Gesetztes Paragraph 175 des Strafgesetzbuches hatte bis 1994 auch in der BRD bestand. Dies führte dazu, dass Karl Gorath selbst in der BRD noch mehrere Jahre hinter Gittern verbrachte und erst in den 1990ern für die an ihm begangenen Verbrechen entschädigt wurde.
Homophobe Einstellungen in der Gegenwart
Auch wenn seit diesem Jahr endlich die Gleichstellung von homosexuellen Paaren gewährleistet werden soll, befinden sich in der Gesellschaft noch immer Personen, die Homosexualität ablehnen, eklig finden oder sogar aktiv bekämpfen. Laut der sog. “Mitte Studie 2016” stimmen noch immer über 40% der Deutschen Aussagen zu, die Homosexualität als unnormal oder eklig betrachten. 40.1% finden es zum Beispiel eklig, wenn sich gleichgeschlechtliche Paare in der Öffentlichkeit küssen.
Diese Studie nahmen Nele, Annika und Johanna heute zum Anlass, um auch mal die Einstellungen unter Bremerhavens Schüler*innen zu checken. Auf dem Bild unten zeigt sich, dass es auch über 20 % der jungen Schüler*innen eklig finden, wenn sich Homosexuelle küssen. Auch bei den Fragen, ob Homosexualität unmoralisch sei und ob die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für Homosexuelle Paare gleichermaßen gelten solle, beantworteten nicht alle positiv. Rund jeder 10te Befragte bezieht ihr eine diskriminierende Position. Umgekehrt kann man die Ergebnisse natürlich auch positiv betrachten und sagen, dass mit Abstand die meisten befragten Jugendlichen kein Problem mit Homosexuellen Menschen haben.
Es muss an dieser Stelle natürlich betont werden, dass die anonyme Abfrage weder repräsentativ ist, noch in irgendeiner Weise wissenschaftlichen Anspruch erhebt. Ein kleines Stimmungsbild liefert sie dennoch. Es war aus unserer Sicht mal wieder ein erfolgreicher Tag der Stadtgeschichte und ein wichtiges Projekt, das unverzichtbar ist. Wir bedanken uns bei den Organisator*innen, bei den Schulen, der Landeszentrale für politische Bildung und besonders bei den vielen Schüler*innen, die das Projekt so bereichern und durchführen. Ein besonderes Kompliment geht auch nochmal an die drei Schülerinnen, welche die sehr gute Präsentation und Umfrage zum Thema “Homosexualität und Verfolgung” aufbereitet haben.
NIEMAND IST VERGESSEN!
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